Welcher Tram-Umbau rollt in Lichtenberg auf uns zu?

Die BVG plant die Sanierung der Tram-und Bushaltestelle am S+U Lichtenberg. Nachdem die Wahl auf den von Beginn an von ihnen bevorzugten Umgestaltungsentwurf fiel, habe ich der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz im März 2023 eine Schriftliche Anfrage dazu gestellt. Heraus kam: Die BVG hat sich für die Variante mit den kürzesten Umstiegswegen entschieden.

Als laut, wuselig und schmutzig würden viele Bürgerinnen und Bürger den Bahnhof Lichtenberg bezeichnen. Gleichzeitig ist er mit seinen diversen Verkehrsmitteln - 1 U-Bahnlinie, 3 S-Bahnlinien, 4 Straßenbahnlinien, 5 Regionalbahnlinien und 7 Buslinien - einer der zentralsten Umsteigepunkte im Osten Berlins.

Nimmt man am S+U Lichtenberg den Ausgang in Richtung Frankfurter Allee Nord kommt man auf die Siegfriedstraße. Sie ist eine der Hauptverkehrsstraßen in Nordsüdrichtung. Hier plant die BVG die Erneuerung der Straßenbahnendhaltestelle.

Welche Verbesserungen sind geplant?

Das Vorhaben umfasst den Umbau der Verkehrsanlagen in der Siegfriedstraße und der (alten) Frankfurter Allee sowie die Entfernung der Gleisanlage in der Fanningerstraße, der Gernot- und der Gudrunstraße. Neben der Sanierung von Gleisbett, Schienen und Fahrbahn soll auch der Vorplatz an der (alten) Frankfurter Allee umgestaltet werden.

Mit der Maßnahme kommt die BVG einerseits dem Berliner Mobilitätsgesetz von 2018 nach, das die Modernisierung des Öffentlichen Personennahverkehrs festsetzt, insbesondere durch den Ausbau von Barrierefreiheit, Verbesserung der Aufenthaltsqualität an Haltestellen und mehr Sicherheit von Fuß- und Radverkehr. Andererseits sorgt sie damit für eine Verkehrsberuhigung im Wohngebiet.

Hier stehe ich an der Tram- und Bushaltestelle “S+U Bhf. Lichtenberg/ Siegfriedstraße”.

Besonders wichtig ist mir, dass die BVG im Zuge der Sanierung auch einen Fokus auf die Umgestaltung des Vorplatzes in der (alten) Frankfurter Allee legt und darauf achtet:

  • den öffentliche Raum für alle im Kiez nutzbar zu machen,

  • Grünflächen mit Sitzgelegenheiten zu schaffen und

  • auch die Anwohnerschaft bei diesem Prozess mitzunehmen und auf ihre Wünsche und Bedürfnisse einzugehen.

1, 2 oder 3 - Welcher Vorschlag wird umgesetzt?

Letztes Jahr hat die BVG auf der Website „meinetram.de“ drei verschiedene Vorschläge zur Umgestaltung vorgestellt. Die Öffentlichkeit wurde im Zeitraum vom 21. April - 21. Mai aufgefordert, sich mit Fragen und Anregungen zu beteiligen sowie Meinungen zu den Entwürfen abzugeben. Folgende Varianten standen zur Wahl:

• Variante 1: Kehranlage mit Haltestelle und zweigleisiger Aufstellanlage östlich der Siegfriedstraße in der (alten) Frankfurter Allee/ Gudrunstraße mit gemeinsamer Einstiegshaltestelle für Bus und Straßenbahn.

• Variante 2: Haltestelle mit eingleisiger Aufstellanlage östlich der Siegfriedstraße in der (alten) Frankfurter Allee/ Gudrunstraße.

• Variante 3: Kehranlage mit Haltestelle westlich der Siegfriedstraße in der (alten) Frankfurter Allee.

Eine weitere Variante, die geprüft jedoch nicht berücksichtigt wurde, kommt von der Interessenvertretung der Bewohnerschaft des Sanierungsgebietes Frankfurter Allee Nord, dem sog. FAN-Beirat. Sie sprechen sich für zwei kombinierte Kaphaltestellen für Straßenbahn und Bus in der Siegfriedstraße aus. (Bei einer Kaphaltestelle wird der Fußweg bis an die Gleise vorgezogen. Bei dieser Bauform handelt es sich um die sicherste Ein- und Ausstiegsmöglichkeit für alle Fahrgäste, da sie keine Fahrbahn überqueren müssen). Laut FAN-Beirat ermöglicht dieser Vorschlag eine optimale Umgestaltung des öffentlichen Raums in der (alten) Frankfurter Allee. So ist eine Aufwertung des Platzes möglich, der derzeit lediglich als konzeptlose Parkplatzfläche genutzt wird. Aus der Nachbarschaft gibt es eine starke Unterstützung dafür.

Übersichtslageplan zum geplanten Baubereich, Quelle: https://www.meinetram.de/de/Umsteigepunkt-SU-Lichtenberg

Übersichtslageplan zur Gestaltung der Endhaltestelle und des Vorplatzes der (alten) Frankfurter Allee, Quelle: https://www.meinetram.de/de/Umsteigepunkt-SU-Lichtenberg

Die BVG-Entscheidung

Nach Untersuchung der einzelnen Vorschläge, hat die BVG im Juni 2022 mitgeteilt, dass sie sich für Variante 3 entschieden hat. Diese war auch ihre ursprünglich bevorzugte Alternative.

Künftig wird es zwei separate Haltestellen in der (alten) Frankfurter Allee geben: eine Endhaltestelle mit einer Kehranlage (Wendeanlage) für die Straßenbahn westlich der Siegfriedstraße und eine Haltestelle für den Bus östlich der Siegfriedstraße. Um die Straßenbahnhaltestelle für die neuen, längeren Straßenbahnen nutzbar zu machen, wird sie zudem von 42 m auf jetzt 62 m verlängert.

Durch meine Schriftliche Anfrage Nr. 19/15226 wollte ich erfahren, wie die Entscheidung konkret zu Stande kam und warum der Vorschlag des FAN-Beirates keine Berücksichtigung finden konnte. Aus der Antwort der Senatsverwaltung geht hervor, welche Kriterien die BVG abgewogen hat:

“Eine Kombination von Bus- und Straßenbahnhaltestelle ist aus Platzgründen (Haltestellenlänge) in der (alten) Frankfurter Allee nicht möglich. Die Bushaltestelle wird daher in die Gudrunstraße vorgezogen, um die Umsteigebeziehungen zu verbessern. Die Zweigleisigkeit bei Zweirichtungsverkehr ist in der Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen (BOStrab) §15 (5) verankert und daher verpflichtend für die BVG. Diese Zweigleisigkeit wird hier jetzt umgesetzt. Auf kombinierte Straßenbahn- und Bushaltestellen wird allerdings verzichtet, da die kürzeren Umsteigewege zur U- und S-Bahn Vorrang haben.“

In Kurzform heißt das:

„Konstruktiv unterscheiden sich die beiden Haltestellenvarianten nicht. Der Vorschlag des FAN-Beirates hätte jedoch eine längere Umsteigebeziehung zum R+U+S-Bahnhof Lichtenberg bedeutet.“

Die Einrichtung der Haltestelle in der (alten) Frankfurter Allee westlich der Siegfriedstraße bedeutet gleichzeitig leider auch, dass sich der dort nutzbare öffentliche Raum verkleinert. Gerade darum möchte ich anregen, der Gestaltung des Vorplatzes einen hohen Stellenwert zuzuschreiben und die Anwohnerschaft bei diesem Prozess mitzunehmen.

Barrierefreiheit wird groß geschrieben, Lärmbelastung wird verkleinert

Unabhängig davon, ob man einen längeren Umsteigeweg von 20m, 30m oder 50m für persönlich zumutbar oder nicht hält, möchte ich die Umsetzung der Barrierefreiheit als positiv hervorheben:

“Zu einem barrierefreien Umfeld gehören neben den Haltestellen auch das öffentliche Wegenetz und die dadurch resultierenden Umsteigewege zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln. Dementsprechend wird die Haltestelle in der (alten) Frankfurter Allee so konzipiert, dass alle Türen der Straßenbahn barrierefrei zu erreichen sind. Zusätzlich werden akustische Signale sowie Blindenleitstreifen installiert und die Umsteigewege zu den unterschiedlichen Verkehrsmitteln barrierefrei hergestellt.

Zusätzlich bedeutet die Entfernung der Gleisbettanlage entlang der Wendeschleife in der Gudrun- und Gernot- und Fanningerstraße für die Nachbarschaft in diesen Straßen eine deutliche Reduzierung des Lärms durch die Trambahnen.

Wie geht es weiter?

Die Maßnahme ist noch in der Planphase. Die Planfeststellungsunterlagen befinden sich derzeit in Abstimmung mit der zuständigen Behörde. Sie werden voraussichtlich im 4. Quartal 2023 öffentlich ausgelegt und digital einzusehen sein. Erst danach können Genehmigung-, Bauplanungs- und Bauphase folgen. Mit der tatsächlichen Sanierung der Haltestelle ist daher erst in ein paar Jahren zu rechnen.

Alle Übersichts- und Lagepläne sowie FAQ und Öffentlichkeitsbeteilung gibt es hier.

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