Ab geht die Post - warum schließen immer mehr Postfilialen in Berlin?

Die Postfiliale im Mauritius-Kirch-Center muss bald weichen. Ein Grund die Deutsche Post genauer unter die Lupe zu nehmen.

Das überraschende Ergebnis: eine gute bundesweite Abdeckung, überdurchschnittliche Arbeitslöhne und nachhaltige Pilotprojekte. Höchste Zeit das Positive zu sehen und auch darüber zu sprechen.

Die Lage in Lichtenberg

Seit vielen Jahren ist die Postfiliale im Mauritius-Kirch-Center (MKC) eine zuverlässige und wichtige Anlaufstelle für die Menschen in der Frankfurter Allee Nord und Süd. Im Zuge des umfassenden Umbaus des Gebäudes wird sie in absehbarer Zukunft weichen müssen. Eine Ersatz-Filiale wurde in der Frankfurter Allee 480 eingerichtet und ist bereits in Betrieb. Der Standort überrascht: Er verläuft an der Grenze des Bezirks und befindet sich schon in Friedrichshain.

Die Situation habe ich zum Anlass genommen, um das Thema genauer unter die Lupe zu nehmen. Dazu habe ich diese Woche eine öffentliche Diskussionsrunde in meinem Kiezbüro veranstaltet und mit Bettina Brandes-Herlemann, regionale Politikbeauftragte der Deutschen Post, gesprochen. Ihr habe ich die Frage gestellt: Warum verschwinden in Lichtenberg die Postfilialen?

Die kurze Antwort darauf ist: Nicht die Post-, sondern die Partnerfilialien schließen.

Briefkasten Deutsche Post

“Die Deutsche Post hat ein schlechtes Image, das absolut nicht gerechtfertigt ist.”

Bettina Brandes-Herlemann, regionale Politikbeauftragte der Deutschen Post für Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt

Wer betreibt die Postfilialen?

Um den Zusammenhang nachvollziehen zu können, muss man sich anschauen, wie die Deutsche Post arbeitet.

Seit 2003 hat sich das Unternehmen von seinen Eigenfilialen getrennt. Mit drei Ausnahmen: im Bundestag, auf der Zugspitze und in der Zentrale in Bonn. Dort betreibt die Post ihre Geschäfte noch selbst. Vielerorts wurden die Postfilialen von der Postbank übernommen, als diese noch zum Unternehmen gehörte. Inzwischen ist die Postbank Teil der Deutschenk Bank; zusätzlich reduziert sie auch massiv das eigene Filialnetz. 

Nun arbeitet die Deutsche Post mit sog. Partnerfilialen zusammen. Das sind überwiegend Spätis, Zeitungsläden und Versicherungsunternehmen, mit denen langfristige Partnerschaften angestrebt werden. Das Hauptgeschäft der Partnerfilialen macht in der Regel um die 80% des Umsatzes aus. Die restlichen 20% kommen durch die Poststelle rein. Für die Geschäftspartner bringt das lukrative Vorteile: Die Post zahlt Provision und bringt Kundschaft in den Laden. 

Schließt sich eine Tür, öffnet sich eine neue

Schließt eine Partnerfiliale, kümmert sich ein regionaler Vertriebsmanager der Post darum, in dem Gebiet einen neuen möglichen Geschäftsinhaber zu finden. 

Denn die Deutsche Post befolgt dem Grundsatz: Wenn ein Standort schließen muss, wird zeit- und ortsnah ein neuer eingerichtet. Dabei wird darauf geachtet, dass in städtischen Gebieten auf einen Radius von 1.000 Metern eine Postfiliale kommt, d.h. zwischen zwei Postfilialen liegt eine maximale Entfernung von zwei Kilometern. So kann die Post gewährleisten, dass das gesamte Bundesgebiet langfristig und zuverlässig abgedeckt ist. 

In Plattenbaugebieten gestaltet sich die Suche nach einem neuen Standort teilweise nicht so einfach. Denn Großbausiedlungen sind stark in sich geschlossen. Es gibt nur wenige große Einkaufsstraßen – in Lichtenberg sind das lediglich die Konrad-Wolf-Straße und Weitlingstraße. Der Einzelhandel ist daher in den wenigen Zentren konzentriert. Dieses Problem der Raumverteilung besteht auch in Lichtenberg. Langfristig soll in unserem Bezirk eine weitere Postfiliale eröffnen. Die Frage ist nur – wo und mit wem?

Läden, die daran interessiert sind, eine Partnerfiliale zu werden, können sich auch eigeninitiativ online bewerben: www.deutschepost.de/partner-werden

 

Die Wahrnehmung ins richtige Licht rücken

Heute ist bei der Post tatsächlich vieles besser! Das zeigt allein schon ein Blick auf die Zahlen. In den 90ern gab es in ganz Berlin 165 Filialen, die insgesamt 25 Stunden in der Woche für Kundschaft zugänglich waren. Heute hat sich die Zahl der Filialen mehr als verdoppelt und die Wochenöffnungszeit hat sich verdreifacht. Zusätzlich gibt es nun auch 675 Paketshops. 

Du suchst nach Standorten in der Nähe, wo du Deinen Brief und Dein Paket abgeben oder abholen kannst? Dann hilft Dir der Postfinder schnell weiter: https://www.deutschepost.de/de/s/standorte.html

Auch in unserem Bezirk ist die Post mit 21 Filialen, 37 Paketshops und 54 Packstationen gut aufgestellt. Die haben auch ordentlich zu tun! Denn jährlich werden in Lichtenberg insgesamt 11 Millionen Briefe und 5 Millionen Pakete verteilt.

Allerdings wird das Positive leider nur wenig wahrgenommen. “Die Deutsche Post hat ein schlechtes Image, das absolut nicht gerechtfertigt ist”, sagt Frau Brandes-Herlemann. Grund dafür sind Negativschlagzeilen über Filialschließungen, die den Menschen im Gedächtnis bleiben. Diese Pressemitteilungen sind richtig, aber die gleichsam wichtigen Mitteilungen über neu eröffnete Filialen bleiben leider oft aus. 

 

Mit festem Blick in die Zukunft

Staubiges Image? Das ist Schnee von gestern. Denn die Deutsche Post hebt sich mit modernen Ansätzen für die Zukunft ab!

Das Kernthema - Nachhaltigkeit im Verkehr und bei Immobilien. Allein im letzten Jahr hat sie 300 Mio. € darin investiert. Auch sonst geht es mit großen Schritten voran:.

  • Alle Emissionen bei der Zustellung sollen innerhalb von Deutschland bis 2030 und außerhalb von Deutschland bis 2050 auf null reduziert werden.

  • Die Zustellimmobilien, sog. Zustellstützpunkte, sollen klimaneutral werden. 

  • In der Logistik soll noch mehr auf die Bahn verlagert werden. 

Auch innovative Pilotprojekte wurden ins Leben gerufen! So startete letztes Jahr ein Solar-Schiff für Pakete auf der Spree. Die Transportroute soll nun von Spandau über den Westhafen nach Neukölln und Mariendorf erweitert werden. Die weitere Zustellung erfolgt dann durch Lastenfahrräder. Ein anderes Politprojekt gibt es in Schwerin, wo Paketendungen umweltfreundlich per Tram transportiert werden. 

Guter Arbeitgeber

Aus sozialdemokratischer Sicht, ist mir besonders wichtig, dass die Deutsche Post als guter Arbeitgeber vorbildliche Arbeitsbedingungen schafft:

  • Die bundesweit knapp 200.000 Mitarbeitenden werden nach Haustarifvertrag bezahlt. Damit bekommen sie den im Durchschnitt höchsten Arbeitslohn in der Branche (zum Vergleich: Hermes und GLS bezahlen nur den Mindestlohn).

  • Die reguläre Arbeitszeit beträgt maximal 38,5h pro Woche. 

  • Die DHL-Zusteller sind direkt bei der Post angestellt. Somit wird grundsätzlich nur selbst zugestellt, nicht durch Subunternehmen. 

  • Der Betrieb ist durch Betriebsräte in allen Fragen komplett mitbestimmt. 

All das finde ich sehr unterstützenswert. Leider kommt es in der Praxis dazu, dass öffentliche Ausschreibungen an die Konkurrenz gehen. Vor allem die PIN AG, die geringere Löhne zahlt und daher billiger ist, hat in Berlin oftmals die Nase vorn. 

Was kann ich politisch machen?

Aus dem Gespräch mit Bettina Brandes-Herlemann habe ich wichtige Zahlen und Zusammenhänge und vor allem auch Ansätze mitgenommen, die ich politisch angehen möchte: 

  • Die Deutsche Post möchte mehr Flexibilität und verschiedene Lösungen für unterschiedliche Bedürfnisse anbieten. Dazu gehören etwa große, mittlere und kleine Postfilialen sowie Packstationen. Es braucht neue Standorte und Partnergeschäfte. Auf der Suche danach werde ich in Lichtenberg meine Augen und Ohren offen halten.

  • Packstationen sollten auch auf öffentlichen Flächen installiert werden können. Derzeit ist das nicht möglich. Dazu möchte ich mit dem Bezirk ins Gespräch treten. 

  • Ich möchte mich dafür einsetzen, dass die Deutsche Post bei öffentlichen Ausschreibungen des Landes Berlin mehr Beachtung findet.

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